Die richtige Trinktemperatur bei Weinen ist eine Wissenschaft

Es ist bekannt, dass die meisten Getränke ihren vollen Geschmack nur innerhalb einer Spanne der Trinktemperatur entfalten können. Bei Getränken wie Tee, Kaffee und Cola verhält sich die Sache einfach. Während es bei Kaffee und Tee ausreicht zu wissen, dass sie am besten so heiß getrunken werden, dass man sich im Mund keine Verbrennungen zuzieht, weiß man bei Cola einfach, dass die süße Brause am besten kalt schmeckt. Die ersten Werbeslogans für Coca Cola lauteten deswegen in Deutschland: „aber nur eiskalt“. Weine dagegen bewahren sich auch bei der Frage nach der richtigen Trinktemperatur ihren Ruf, das komplexeste Getränk der Welt zu sein. Die Spanne der idealen Trinktemperatur ist eng bemessen und variiert von Wein zu Wein. Echte Weinkenner brauchen zur richtigen Trinktemperatur natürlich nicht mehr aufgeklärt werden. Aber Gelegenheitstrinker und junge Gourmets, die am Anfang ihrer Weinkarriere stehen, freuen sich über ein paar Hinweise zur richtigen Trinktemperatur bei Weinen.

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Veraltete Daumenregeln

Als komplexes Getränk bestehen Weine neben dem Wasser vor allem aus Alkohol, Gerbstoffe (besonders Tannine), Säure, Mineralstoffe und Aromastoffe. Diese müssen bei einem Wein miteinander harmonieren und deswegen in ein rechtes Verhältnis gebracht werden, was von Weinsorte zu Weinsorte anders ist. Generell gilt, dass Perl- und Schaumweine am kühlsten serviert werden sollten. Darauf folgen Weißweine, Rosé-Weine und Rotweine. Nicht hilfreich sind in dieser Beziehung einige Mythen, die als Richtlinien zwar sehr einprägsam sind, aber deren Informationsgehalt veraltet ist und in die Irre führt. Dies betrifft vor allem die beiden Daumenregeln, dass Rotweine am besten bei Zimmertemperatur und Weißweine frisch aus dem Kühlschrank genossen werden. Der Grund dafür ist, dass sich im Vergleich zu der Zeit, als diese Richtlinien ausgesprochen wurden, nämlich zu Beginn des 20. Jahrhunderts, auch aufgrund veränderter technischer Möglichkeiten einiges in der Wohnkultur geändert hat. Die Zimmertemperaturen liegen heute zumeist nicht mehr bei 18 Grad, sondern bei 22 Grad, und auch die Kühlschränke von heute weisen mittlerweile eine deutlich verbesserte Kühlung auf als zu Beginn ihrer Entwicklung.

Die genaue Trinktemperatur

Am kühlsten werden Perl- und Schaumweine genossen, die vor allem im Sommer beliebte Durstlöscher sind. Sie werden bereits zwischen 5 und 7 Grad verkostet. Es folgen Champagner sowie leichte, junge und frische Weißweine bei einer Trinktemperatur von 8 bis 10 Grad. Werden die Weißweine süßer oder würziger, steigt die ideale Trinktemperatur auf 9 bis 12 Grad, während komplexe und gehaltvolle Weißweine ihr Aroma bei 12 bis 14 Grad am besten entfalten. Rosé-Weine schmecken wiederum je nach Komplexität zwischen 8 bis 12 Grad am besten. Leichte, fruchtige, frische und junge Rotweine sollten zwischen 12 und 16 Grad getrunken werden. Die überwiegende Mehrheit der Rotweine schmeckt bei 16 bis 18 Grad am besten. Bei einer hohen Qualität, Komplexität und einem hohen Tannin- und Alkoholgehalt steigt die ideale Zimmertemperatur auf eine Spanne von 18 bis 20 Grad an. Während Weine, die zu kühl serviert werden, ihre Inhaltsstoffe nicht voll zur Geltung bringen können, weil diese durch die Kühle blockiert werden, schmecken zu warm servierte Weine zu säurebetont und schwer. Zudem nehmen sie einen „sprittigen“ Geschmack an, was bedeutet, dass der Alkohol im Wein überbetont wird. Die Gefahr von Kopfschmerzen steigt.

Für die richtige Trinktemperatur sorgen

Einen Wein zu kühlen, heißt in der Weinsprache ihn zu frappieren, wozu ein Kühlschrank oder auch Eiswürfel ausreichen sollten. Etwas komplizierter ist es schon, ihn auf die richtige Zimmertemperatur zu bringen, das heißt ihn zu erwärmen. Hierbei wird der Wein in der Weinsprache chambriert. Wenig elegant ist es hierbei, den frisch aus dem Keller geholten Rotwein einfach auf eine Heizung zu stellen, da sich die Wärme im Wein dabei höchst ungleichmäßig verteilt. Richtig ist es stattdessen, den Wein in ein Gefäß mit lauwarmem Wasser zu legen, wobei sich die gewünschte Trinktemperatur gleichmäßig auf den Wein verteilen kann. Hilfsmittel zur Ermittlung der Weintemperatur sind entweder spezielle Weinthermometer, die in den Wein gelegt, oder Manschetten, die um den Wein gewickelt werden.

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